Liebe Leserinnen und Leser,
heute zum Valentinstag haben ich wieder einmal ein Gedicht von Joachim Ringelnatz für Euch, zart rezitiert von Christian Brückner.
Ich habe dich so lieb
Ich habe dich so lieb!
Ich würde dir ohne Bedenken
eine Kachel aus meinem Ofen Schenken.
Ich habe dir nichts getan.
Nun ist mir traurig zu Mut.
An den Hängen der Eisenbahn
Leuchtet der Ginster so gut.
Vorbei – verjährt –
Doch nimmer vergessen.
Ich reise.
Alles, was lange währt,
Ist leise.
Die Zeit entstellt
Alle Lebewesen.
Ein Hund bellt.
Er kann nicht lesen.
Er kann nicht schreiben.
Wir können nicht bleiben.
Ich lache.
Die Löcher sind die Hauptsache
An einem Sieb.
Ich habe dich so lieb.
Joachim Ringelnatz (1928)
Quelle: Der neue Conrady : das große deutsche Gedichtbuch von den Anfängen bis zur Gegenwart. Seite 627
Viele Grüße
Eure Beate Sleegers