Liebe Leserinnen und Leser,
wer von euch erinnert sich noch an das alte Spiel aus Kindertagen? – „Vater, Mutter, Kind“, ja, so nannten wir es. Das Spiel ist immer noch beliebt, aber heute spielen die Kinder wahrscheinlich eher „Familie“ – und das aus gutem Grund, denn die Vater-Mutter-Kind-Familie ist ja längst nicht mehr die einzige Form, wie Familie stattfindet. Dass „Familie spielen“ aber auch richtig kompliziert sein kann, das wisst ihr spätestens, wenn ihr diesen Artikel gelesen habt… 😉
Das schöne am spontanen Stehgreif-Rollenspiel „Familie“ ist ja, dass jeder sich seine Rolle aussuchen kann. Das erfahren auch drei Kinder, die sich zum Spielen treffen. Ihr seht sie auf dem Cover des Bilderbuchs „Und deine Familie?“ , welches ich euch heute vorstellen will. Das Mädchen will keineswegs die Mama sein – ok, dann ist sie eben der Papa, auch gut. Das „Baby“ dagegen ist sehr mit seiner Rolle zufrieden. Schwieriger wird es , als neue Mitspielerinnen auftauchen und Geschwister des Babys sein möchten. Schon wird diskutiert: Lieber Einzelkind ohne Teilen aber mit viel Langeweile oder umgekehrt? Und warum soll es nicht doch lieber eine Familie mit zwei Mamas sein, wie ein neues Kind vorschlägt? Ok, dann kein Papa – Wiederspruch von einer weiteren neuen Mitspielerin: Bei ihr gibt es nur einen Papa und gar keine Mama… ah, eine Zu-zweit-Familie…aber nun sind es schon acht Kinder, die mitspielen wollen, also vielleicht dann doch lieber eine Familie mit Stiefvater und vielen Halbgeschwistern? Oder eine Getrennt-Familie mit zwei Wohnungen? Die Rolle einer Tagesmutter wäre auch noch zu besetzen… oder die Oma, die sich in einer Familie um alles kümmert. „Fangen wir jetzt endlich mal an zu spielen?“ wird auf der vorletzten Seite ungeduldig gefragt – und mitten in der Diskussion über Adoptivkinder und helle und dunkle Hautfarben und wie sie zusammenpassen, ertönt vom anfänglichen Ideengeber „Also, Familie spielen ist ganz schön kompliziert“ und so beschließen die mittlerweile 11 Kinder, doch lieber Schule zu spielen…bis auf das „Baby“ – na gut, dann eben Schule mit Baby…
Wer hat schon eine normale Familie?
Das in vielen (Haut-)farben illustrierte Bilderbuch „Und deine Familie?“ von Charlotte Bellière und Ian de Haas thematisiert wunderbar Diversität, nicht nur auf familiärer Ebene, sondern es spielt auch mit Rollen-Stereotypen und unterschiedlichen Herkunftsfamilien . Ihr findet es bei uns in der Bücherei im Bürgerhaus zum Ausleihen – und noch viele weitere Bücher, die Kindern etwas über die vielfältigen Formen des Zusammenlebens erklären, z.B. „Familie, das sind wir“, oder „Wer hat schon eine normale Familie?“, oder auch „Das Familienbuch“
Anne Heimansberg-Schmidt